Immer mehr Schleswig-Holsteiner werden Antidepressiva ärztlich verordnet. So stieg die Zahl der Patienten zwischen 2008 und 2018 um 18 Prozent. Das zeigen aktuelle Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Im Ländervergleich liegt Schleswig-Holstein damit jedoch deutlich unter dem bundesweiten Plus von 26 Prozent.
Zwei von drei Patienten in Schleswig-Holstein sind weiblich
Auffallend: Zwei von drei Patienten, denen ein Medikament gegen Depressionen verschrieben wurde, sind weiblich. Doch während die Zahl der Frauen in Schleswig-Holstein im Erhebungszeitraum um ein Fünftel stieg (20 Prozent), ist die Zunahme bei männlichen Betroffenen mit gut einem Viertel deutlich höher (26 Prozent).
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter einer depressiven Erkrankung. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat sich allein die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen seelischer Erkrankungen am Arbeitsplatz ausfielen, in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Folge: bundesweit 107 Millionen Krankheitstage allein in 2017. Es verwundert daher kaum, dass immer mehr Medikamente gegen Depressionen verschrieben und eingenommen werden. „Gerade bei schweren Verlaufsformen sind Antidepressiva oft unersetzlich, lindern Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und hellen die Stimmung auf“, erläutert Apotheker Sven Seißelberg von der KKH. Allein können sie eine Depression jedoch nicht heilen. Vielmehr bedarf es der Kombination mit einer Psychotherapie.
Oftmals werden Medikamente gegen Depressionen jedoch zu schnell und ohne eindeutige Diagnose verschrieben. Bei leichten bis mittleren Depressionen sind sie nicht immer das Mittel der Wahl. „Vor allem Kinder und Jugendliche sollten Antidepressiva nur in Ausnahmefällen erhalten“, appelliert Sven Seißelberg. Denn die Nebenwirkungen können stark sein, reichen von Müdigkeit über Gewichtszunahme, Verstopfung, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen. KKH