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Zwergenaufstand: Günstige und kleine E-Autos für den Stadtverkehr

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Der Antrieb ist nicht alles: Elektrische Kleinstfahrzeuge wie der City Transformer CT1 (l.) wollen auch den Platzbedarf von Fahrzeugen in Innenstädten deutlich reduzieren. Fotos: City Transformer/dpa

Während es konventionelle Kleinwagen angesichts strengerer Schadstoffnormen und teurer Elektrifizierung schwer haben, drängen neue elektrische Winzlinge als Leichtkraftfahrzeuge in die City. „Es sind ja nicht nur die Abgase, die uns in der Stadt Probleme bereiten“, sagt Wim Ouboter von Micro Mobility Systems in München.      

Konventionelle Kleinwagen werden häufiger eingestellt – Dagegen suchen jetzt eine ganze Reihe Micro-Mobile das Rampenlicht

Es gehe auch um den übermäßigen Platzbedarf. Daher hat er den Microlino entwickelt. Gerade mal 2,50 Meter lang und nur 1,50 Meter breit, wird er ab 12 500 Euro verkauft und ist mit einer Reichweite von maximal 200 Kilometern sowie einem Spitzentempo von 90 km/h konsequent auf den Stadtverkehr ausgelegt.

Zurück zur Massenmobilität der 1950er?

Eine echte Neuheit ist der Microlino nicht. Schließlich geht die Idee zurück auf die legendäre Isetta von BMW. Doch während solche Kleinstwagen in den 1950ern weite Schichten der Bevölkerung erst mobil gemacht haben, wollen sie nun die Städte vor dem Verkehrskollaps bewahren. Darauf setzt auch der City Transformer aus Israel, der sich auf Knopfdruck dünne machen kann: Eben noch 1,40 Meter breit, werden die Räder des Winzlings mit zwei hintereinander angeordneten Sitzen eingezogen, die Breite schrumpft auf einen Meter. Dann darf der Stromer nur noch 45 statt 90 km/h fahren.

Variabel in einem anderen Sinn ist das City One des Münchner Start-ups ACM. Kompakt und mit seiner radikal vereinfachten Ausstattung, hat er in der Standardversion nur eine Reichweite von etwa 100 Kilometern. Der Clou sind laut Firmenchef Paul Leibold die Zusatzakkus. Die können bei Bedarf im Heck installiert werden.

Auch der 89-jährige Manager Frank Stronach will einen schmalspurigen Anderthalbsitzer namens Sarit auf den Weg bringen. Der Gründer des Zulieferers-, Produktions- und Entwicklungsdienstleisters Magna aus Österreich will vom kommenden Jahr an in Kanada produzieren. Der Sarit soll mit 100 Kilometern Reichweite und 25 km/h Höchstgeschwindigkeit für rund 4000 Euro an den Start gehen. 
      

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Bricht eine neue Zeit an? Elektrofahrzeuge wie der City Transformer CT1 müssen sich erst durchsetzen.

Die Minis blicken auf eine lange Geschichte zurück

Die Minis sind schon länger unter uns. Etwa Renault mit dem Twizy, der als elektrischer Zweisitzer die Lücke zwischen Auto und Motorrad gesucht hat. Auch der Citroën Ami tritt als sogenanntes Leichtfahrzeug an. Das gleiche Modell kommt 2022 auch als Opel Rocks-e für etwa 7000 Euro auf die Straße.

Dass diese Fahrzeuge vergleichsweise günstig sind, liegt an der Einstufung als Leichtkraftfahrzeug, erläutert Jan Burgard. „Da gelten sehr viel niedrigere Anforderungen“, sagt der Experte vom Strategieberater Berylls. Leichtkraftfahrzeuge wie der Rocks-e mit einem Maximaltempo von 45 km/h sind schon mit Führerscheinklasse AM ab 15 Jahren fahrbar. Andere wie der Microlino sind wegen des Tempos erst ab 18 Jahren erlaubt.

Kleine Autos – große Zukunft?

Wenn man Prof. Ferdinand Dudenhöffer nach den Aussichten für solche Fahrzeuge fragt, lenkt der Automobilwirtschaftler aus Duisburg den Blick nach China: Dort sei das meistverkaufte Elektroauto aktuell der Mini-EV, der von SAIC GM Wuling gebaut werde: Mit 180 Kilometern Reichweite für 4000 Euro habe er sich in den ersten sieben Monaten mehr als doppelt so oft verkauft wie das Tesla Model 3. „So bringt man das Elektroauto in die Breite und dorthin wo es die größten Vorteile hat: in die Städte“, sagt Dudenhöffer. Jedoch hängt der Erfolg daran, ob die Fahrzeuge die gelernten Erwartungen an Komfort, Sicherheit und Qualität erfüllten oder ob Kunden künftig bereit sind, Abstriche zu machen.

Die Experten sind für dieses Segment sehr optimistisch. Doch offensichtlich ist das eine Fahrzeugklasse, in der sich Newcomer leichter tun als etablierte Hersteller: Während auf der IAA zahlreiche Start-ups entsprechende Ankündigungen gemacht haben, hat zugleich der Rückzug des ersten modernen Micro-Cars begonnen. Denn wenn mit der Serienfassung des Concept#1 im kommenden Jahr die nächste Generation Smart an den Start geht, wird aus dem Winzling ein elektrisches SUV von 4,29 Metern – und das mit 2,50 Metern kürzeste Serienmodell im Land ist Geschichte. dpa